Den richtigen Laufschuh kaufen
Auf dem schnell wachsenden Markt für Laufschuhe existiert eine große Vielzahl an verschiedensten Laufschuhen. Hier gibt es spezielle Laufschuhe für Damen und Herrenlaufschuhe für die verschiedensten Einsatzzwecke, Fußtypen und Fehlstellungen, Jahreszeiten, Distanzen, Trainingsstände und Gewichtsklassen. Dies spiegelt aber nicht nur die wirtschaftliche Bedeutung dieses Laufinstruments wieder, sondern zeigt auch seine Bedeutung für das richtige und gesunde Laufen. Die Laufschuhe sind schlichtweg eines der wichtigsten Faktoren zur Erhaltung der Gesundheit und zum Erreichen eines dauerhaften Trainingserfolges.
Kaufberatung für Laufschuhe
Bei jedem Laufschuhkauf sollten sich Läufer immer die Zeit für eine ausgiebige Beratung nehmen. Selbstverständlich ist es sinnvoll sich vor dem eigentlichen Gang zum Fachgeschäft, auch im Internet, über geeignete Laufschuhe vorab zu informieren. Der Laufschuhkauf selbst, und besonders der erste, sollte stets bei einem Experten vorgenommen werden. Schließlich wird der ausgewählte Joggingschuh während der nächsten (durchschnittlich) 1000 km den Fuß schützen, führen und durch seine Dämpfungselemente die Gesunderhaltung des aktiven und passiven Bewegungsapparates bestmöglich unterstützen. Wichtig ist auch: Der Bewegungsapparat, insbesondere die Fußmuskulatur und damit auch die Fußstellung, bleibt im Laufe der Zeit in der Regel nicht unverändert. Gerade mit zunehmendem Trainingserfolg, bei verändertem Gewicht oder bei einer Änderung des Laufstils, gilt es seine Anforderungen neu zu bewerten. Da sich die Folgen von Überlastungen durch falsches Schuhwerk nicht immer sofort bemerkbar machen, sondern häufig erst nach mehreren Wochen auftreten, sollte auf die bestmögliche Laufschuh-Beratung in speziellen Fachgeschäften geachtet werden.
Was viele Läufer unwissentlich unterschätzen, ist der Fakt, dass eine Vielzahl von Problemen oder Beschwerden an den Gelenken, durch ungeeignetes Schuhwerk provoziert werden. Die häufigsten Ursachen degenerativer Erkrankungen und Verletzungen am Bewegungsapparat sind:
- zu hohe Umfänge, über 25 km pro Woche,
- ungeeignetes Schuhwerk,
- Achsfehlstellungen und somit Fehlbelastungen,
- zu schnelle Belastungssteigerung,
- Missachtung von Regenerationszeiten etc.
Bevor man anfängt Laufschuhe verschiedenster Marken und Modelle auszuprobieren, gilt es ein persönliches Beratungsgespräch mit dem Fachmann zu führen. Fragen bezüglich des Körpergewichts und der Körpergröße, der Trainingsumfänge pro Woche, des Einsatzzwecks, des Laufuntergrundes und der Wahl als Erst- oder Zweitschuh, sollen helfen den richtigen Schuh weiter einzugrenzen. Danach sollte der Verkäufer auf die körperlichen Voraussetzungen des Läufers eingehen und diese austesten. Das geschieht in der Regel in Form eines Fußscans, Gangarttests und einbeiniger Kniebeuge. Der Fußscan dient zur Analyse der Fußform (Normalfuß, Senkfuß, Hohlfuß, Spreizfuß und etwaigen Hallux Valgus). Der Gangarttest ermittelt die Gehgewohnheiten (Fersenfuß- oder Vorderfußgang). Sehr aufschlussreich sind die Abriebmuster auf den Sohlen verschlissener Laufschuhe. Auch sie geben Hinweise auf Gangart und Laufstil. Erst jetzt können dem Läufer eine eingegrenzte Auswahl an Laufschuhen präsentiert werden, die in die anschließend folgenden Bewegungsanalysen, bzw. Laufbandanalysen, mit einbezogen werden können und sollen.
Bewegungsanalyse beim Laufschuhkauf
Neben der Bewegungsanalyse beim Laufschuhkauf existiert noch eine zweite Form: die medizinische Bewegungsanalyse. Obwohl qualitative und quantitative Unterschiede zwischen beiden Formen existieren, gibt es doch unumstößliche Gemeinsamkeiten. Auch die Bewegungsanalyse beim Kauf von Joggingschuhen sollte von qualifiziertem Personal durchgeführt werden. Diese sollten Grundkenntnisse im Bereich der Anatomie und Biomechanik besitzen, mit allen gängigen Laufschuhmarken vertraut sein und ggf. selbst begeisterte Jogger sein. Zu den bekanntesten Formen der Bewegungsanalyse gehört die Laufbandanalyse, bei der mittels Videokamera und Zeitlupenaufnahme Laufstil, Aufprallschock in Sprung- und Kniegelenk, Pronation und Fußführung ermittelt werden. Genauso wie andere vorhergehende Tests, wie z.B. der Fußscan, der Gangarttest, einbeinige Kniebeuge etc. sollte der Laufbandtest stets barfuß durchgeführt werden. Während die Laufbandanalyse bei der medizinischen Bewegungsanalyse Pflicht ist, so wird sie beim Laufschuhkauf immer noch als optional angesehen. Gute Fachgeschäfte erkennt man daran, dass sie für solche Zwecke immer ein Laufband im Geschäft haben. Durch die Bewegungsanalyse lassen sich die Anforderungen geeigneter Laufschuhe für den Käufer noch präziser eingrenzen, ergänzend zum bereits stattgefundenen persönlichen Beratungsgespräch.
Wichtigste Anforderungen an den Laufschuh
Jeder Läufer hat individuelle Anforderungen an den für ihn optimalen Joggingschuh. Gute Verkäufer sollte stets die Anforderungen des Läufers, als Ergebnis des Beratungsgesprächs und der Bewegungsanalyse, ermitteln und mit den Anforderungen der verschiedensten Laufschuhkategorien, -marken und-modelle abgleichen. Nur so können die bestmöglichen Laufschuhe gefunden und verkauft werden. Wer jedoch auf eine ausgiebige Beratung verzichten muss oder will, sollte sich über folgende wesentliche Punkte im Klaren sein:
- Laufstil,
- Körpergewicht (auf den Joggingschuh abgestimmt),
- Untergrund auf dem gelaufen wird,
- Fußform, Fußstellung,
- Fehlstellungen und orthopädische Beschwerden,
- Dauer, Häufigkeit und Länge der Trainingseinheiten.
Welcher Laufschuh für welchen Läufer
Die verschiedenen Laufschuhkategorien sind mit unterschiedlichen Merkmalen ausgestattet und bieten verschiedene Vorzüge für die jeweiligen Läufertypen. Was man allerdings beachten sollte ist der Fakt, dass die meisten der folgenden Empfehlungen sich auf den Fersenfuß-Laufstil beziehen. Das liegt daran, dass der Großteil der Läufer über die Ferse laufen und damit höhere Anforderungen an ihre Laufschuhe haben. Gut ausgebildete Vorfuß- und Mittelfuß-Läufer haben, was die Anforderungen betrifft, weniger Ansprüche an ihre Laufschuhe. Trotzdem ist die richtige Auswahl wichtig, denn: Falsch angepasste Schuhe können eventuell Fuß, Knie und Hüfte für lange Zeit falsch belasten und schnell Beschwerden verursachen. Daher sind folgende Punkte wichtig:
Laufstil
Der Laufstil entscheidet darüber, wie stark und an welcher Stelle die Dämpfungselemente eines Laufschuhs sein sollten. Ebenso spielt die Höhe der Sprengung bei den unterschiedlichen Laufstilen eine Rolle. Während beim Vorfuß- und Mittelfuß-Laufstil Laufschuhe mit einer niedrigen Sprengung und mittlerer Dämpfung, bevorzugt aus den Kategorien Neutralschuh, Lightweight-Trainer und Barfußschuhe, sinnvoll sind, können sich Fersenfuß-Läufer, entsprechend folgender individueller Anforderungen, aus allen Laufschuhkategorien wählen.
Körpergewicht und Fehlstellungen
Das Körpergewicht ist, neben der Härte des Laufuntergrundes und dem Grad der Trainiertheit, ausschlaggebend dafür, wie viel Dämpfung und Stabilität die Schuhe bieten müssen, um Gelenke und Sehnen zu schonen. Für schwere oder übergewichtige Läufer sind diese Merkmale besonders wichtig. Sie neigen häufiger zur Überpronation und benötigen daher gut gedämpfte Joggingschuhe mit ausreichend Stützen. Für sie sind zum Beispiel Laufschuhe aus der Kategorie Stabilschuhe ideal. Ein Stabilschuh ist aber auch für normalgewichtige Läufer geeignet, die zur Überpronation neigen und orthopädische Beschwerden haben. Für Läufer mit einer ausgeprägten Überpronation sind Schuhe mit starken Stützen aus der Kategorie Bewegungskontrollschuhe deutlich besser, da sie den Fuß bei der Abrollbewegung effektiv führen. Geübte Läufer, auch wenn sie als schwer gelten, mit Lauferfahrung sollten im optimalen Fall über ausreichende Eigenstabilität in den Sprungelenken und über eine gut trainierte Fußmuskulatur verfügen, so dass sie keine solche Unterstützung im Laufschuh brauchen und aus der Kategorie Dämpfungsschuhe wählen können. Leichtere Läufer können auf einen flexibleren Schuh zurückgreifen, wie dem Neutralschuh oder Lightweight-Trainer. Läufern mit Fehlstellungen sollten keine Wettkampfschuhe tragen, da bei diesen die nötigen Stützelemente fehlen.
Untergrund
Aber auch der Untergrund ist entscheidend und bestimmt darüber, wie viel Dämpfung die Joggingschuhe besitzen muss. Läufer die sehr häufig dazu gezwungen sind auf Asphalt zu laufen, haben zum Beispiel völlig andere Anforderungen an die Dämpfung als diejenigen, die auf einer Kunststoffbahn oder im Wald laufen können. Für das Laufen auf hartem Untergrund sind Schuhe mit guter Dämpfung, aus der Kategorie Dämpfungsschuhe, bestens geeignet. Läufer auf weicheren Böden können auf Modelle mit geringer Dämpfung zurückgreifen, wie Neutralschuhe oder Lightweight-Trainer.
Dauer der Trainingseinheiten
Je länger der Lauf, bzw. die Trainingseinheit desto höher sollte die Dämpfung und die Stabilität des Schuhs sein, da mit zunehmendem Trainingsumfang die Muskulatur mehr und mehr ihrer stabilisierenden Eigenschaft verliert. Dabei gilt bei allen Laufstilen unabhängig von Fehlstellungen, bezüglich der Dämpfung, folgender Ansatz: Bei einem ruhigen Dauerlauf von bis zu 5 km pro Trainingseinheit ist eine geringe Dämpfung ausreichend (Lightweight-Trainer und Barfußschuhe), bei einer Streckenlänge von 5 km bis 15 km eine mittlere Dämpfung (Neutralschuhe) und bei einer Streckenlänge ab 15 km eine starke Dämpfung (Dämpfungsschuhe).
Trainingsart
Der Trainingsart sollte ebenfalls beim Laufschuhkauf Beachtung geschenkt werden, da ein schnelles wettkampforientiertes Training den Bewegungsapparat anders beansprucht als ein langsamer Dauerlauf. Der Laufstil spielt dabei ebenso eine Rolle, wie die Geschwindigkeit. Langsame Läufe erfordern eher einen weicheren Joggingschuh, während für schnelle Läufe ein weniger gedämpfter direkter Laufschuh angemessen ist.
Fußfehlstellungen
Läufer mit Fußfehlstellungen, wie am Beispiel eines Senkfußes, benötigen einen Joggingschuh mit Stützelementen (Stabilschuh und Bewegungskontrollschuh). Andernfalls helfen unter Umständen spezielle Einlagen weiter. Doch Vorsicht, die Verwendung von orthopädischen Einlagen ist nicht immer gleich empfehlenswert. Für Läufer ohne Fehlstellung sind Schuhe mit Pronationsstütze völlig ungeeignet, da dadurch die natürliche Dämpfung beeinträchtig wird. Für diese sind Neutralschuhe mit einer neutralen Sohle eine gute Wahl. Für Supinierer ist es selbst bis heute am schwierigsten einen geeigneten Joggingschuh zu finden. Diese müssen oftmals auf einen Spezialschuh mit einem stark gebogenen Leisten oder auf spezielle Einlagen zurückgreifen. Neutralschuhe sind allerdings eine gute Alternative. Auf keinen Fall sollten Supinierer Joggingschuhe mit Pronationsstütze kaufen, weil dadurch die Supinationstendenzen im Sprunggelenk noch weiter verstärkt werden können.
Tipps zum LaufschuhkaufDas wichtigste Kriterium beim Kauf, nach allen Vorauswahlen und Präzisierungen durch vorhergehende Tests, ist die Passform des Laufschuhs. Als allgemeine Norm gilt, dass man sich in dem jeweiligen Laufschuh auf Anhieb wohlfühlen sollte. Dabei sollte neben dem objektiven Wohlgefühl auch auf genügend Zehenfreiheit geachtet werden. Als Daumenregel gilt: Etwa 1,5 Nummern größer als normal oder (jede Marke fällt in der Größe unterschiedlich aus) mindestens eine daumenbreite Platz bis zum vorderen Schuhende. Der Schuh sollte eng am Fuß anliegen und an der Ferse nicht rutschen. Sollte er trotzdem locker sitzen, kann es auch an der Schnürung liegen. Bei vielen Menschen sind beide Füße nicht gleich groß. In diesem Fall sollte der größere Fuß bei der Auswahl berücksichtigt werden. Des Weiteren sollte der Schuhkauf erst zu späterer Tageszeit erfolgen, da die Füße im Laufe des Tages leicht anschwellen. Beim Testen ist es sinnvoll, die favorisierten Laufschuhe für mindestens 10 Minuten zu tragen, am besten in allen gängigen Bewegungsformen, also gehend, springend und auf dem Laufband laufend. Äußerst nützlich sind auch Laufsocken bei der Anprobe oder etwaige Einlagen. Läufer die des Öfteren im Dunkel laufen, sollten beim Laufschuhkauf auf Reflektoren achten. Laufschuhtests sind ein wichtiges Hilfsmittel, um sich zu informieren. Sie sollten aber nur als Anhaltspunkt dienen, um verschiedene Marken und Modelle einander gegenüber zu stellen und deren relevante Daten zu vergleichen. Der Preis, das Gewicht, das Design oder auch der Markenname sollten nicht die wichtigsten Kriterien beim Laufschuhkauf sein, da ein Läufer prioritär in die Gesundheit seiner Füße investieren sollte. Die wichtigsten Empfehlungen haben wir im Beitrag Tipps zum Laufschuhkauf für Sie zusammengetragen. |